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Mehr zum Projekt

Seit einigen Jahren haben Gemeinde und Städte in Deutschland und dem europäischen Ausland gemeinsam mit dem Kölner Künstler, Gunter Demnig, mit der „Aktion Stolpersteine“ einen Weg beschritten, den Opfern des Nationalsozialistischen Terrors vor Ort zu gedenken und Zeichen zu setzen, dafür dass Menschen gewaltsam vertrieben, verschleppt und ermordet wurden. Bürger wurden aus unserer Mitte gerissen, und leider erfuhren sie meist keine Hilfe, es regte sich kaum Widerstand oder Empörung.

 Mit den Stolpersteinen soll das Gedenken an die Opfer wach gehalten werden. Der entsetzliche Zivilisationsbruch brachte unvorstellbares Leid über jüdische Bürger. Der Arbeitskreis „Stolpersteine für Saarburg“ machte sich dies zur Aufgabe.

 Vor allem die Jugend wurde in dieses Projekt miteingebunden. Die Offene Jugendarbeit Saarburg e.V. unter der Leitung der Vorsitzenden, Beate Zastrau und ein Leistungskurse sowie eine Arbeitsgemeinschaft des Saarburger Gymnasiums arbeiteten daran mit. Den ersten Impuls gab uns der ehemalige Geschichtslehrer am Saarburger Gymnasium, Günter Heidt.

Fast zwei Jahre lang wurde intensiv recherchiert in deutschen und internationalen Datenbanken, bei Instituten und in Archiven. Etliche Historiker*innen, Archivare, Autor*innen, historisch interessierte Laien, Lehrer-Innen, Schüler-Innen und der Jugendpfleger unterstützten uns. Einige Zeitzeugen in Saarburg, damals noch Kinder oder Jugendliche, halfen in persönlichen Gesprächen mit, Licht in das Dunkel der Vergangenheit zu bringen. Hinterbliebene halfen uns mit Fotos und umfangreichen Informationen. Auch konnten wir aus der riesigen Fülle der Druckwerke, die sich mit der nationalsozialistischen Gewalt¬herrschaft und Judenverfolgung beschäftigen, viele wertvolle Hinweise gewinnen. Personen, die bereits Erfahrungen mit der Verlegung von Erinnerungssteinen gesammelt hatten, standen uns mit guten Ratschlägen zur Verfügung. Andere halfen beim Übersetzen. Durch großzügige Unterstützung konnte das Projekt vollständig aus Spenden finanziert werden. Die Stadt Saarburg und deren Bauhof unterstützten den Künstler bei der bautechnischen Ausführung. Besonders intensiv arbeiteten Simone Thiel und Alfred Jager vom Arbeitskreis mit. Ihnen allen gilt unser besonderer, herzlicher Dank, ohne sie hätte das Stolpersteinprojekt nicht verwirklicht werden können.

Wir gedenken in dieser Broschüre der jüdischen Bürger aus Saarburg. Dies soll keine Opferhierarchie darstellen. Selbstverständlich litten auch andere ethnische Gruppen, Homosexuelle, Regimekritiker, Kranke und viele mehr unter Verfolgung und Ermordung, derer zu gedenken ist ebenso unsere Pflicht. Aus rein arbeitstechnischen Gründen haben wir uns bei der ersten Steinverlegung ausschließlich auf Juden beschränkt.

Es bleibt zu erwähnen, dass alle jetzigen Grundstücks-eigentümer, vor deren Häuser Stolpersteine verlegt wurden, in keinem Falle Nutznießer bei der Arisierung dieser Immobilien waren.

Zweiunddreißig Stolpersteine in Saarburg geben den fast vergessenen Personen ihren Namen zurück. Wenn wir die Inschriften lesen, so verbeugen wir uns gleichzeitig vor den Ermordeten und Geflüchteten. Sechsmillionen Juden wurden europaweit ermordet, das ist eine abstrakte Zahl. Beschäftigt man sich jedoch während der Nachforschungen mit dem einzelnen Menschen, so lassen sich die Demütigung, die Hilflosigkeit, die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, Schmerz und Leid nachempfinden, aber auch die perfide Grausamkeit und Menschenverachtung des NS-Regimes. Eine entscheidende Frage drängt sich bei der Stolpersteinarbeit immer wieder auf: „Wie hätte ich mich damals verhalten und wie verhalte ich mich heute?“

Jedes einzelne Schicksal macht uns bewusst, wohin blinde Begeisterung und unkritische Haltung gegenüber der Gesetz-gebung und Regierung ein Land und seine Bevölkerung führen können. Es gilt für alle Zeit wachsam zu bleiben und den Anfängen zu wehren. Solange wir uns selbst einbringen und das Wort ergreifen können, ist es vor dem Hintergrund der Erfahrungen während des NS-Terrors unsere Pflicht, uns für Frieden und Freiheit einzusetzen und dies an künftige Generationen weiterzugeben.

 Edith van Eijck

Projektvideo